Die neue Frankfurter Rundschau
Nach langen Wochen der Ankündigung ist es heute also so weit, der Formatwandel der Frankfurter Runschau ist vollzogen und die FR erscheint ab sofort im Tabloid-Format. Auch mich zog es, wie vermutlich viele andere, schon in aller Frühe zum nächstgelegenen Kiosk, um dort die "Tabloid-FR" für 1,40€ käuflich zu erwerben. Wieder Zuhause angekommen, kann nach einem ersten Layout- und Leseeindruck Folgendes festgehalten werden:
Zunächst einmal ist das deutlich schlankere Tabloid-Format - wer hätte es gedacht - absolut "frühstückstischfreundlich". So konnte ich Kaffetasse, Teller, Brotkörbchen, Nuss-Nougat-Creme und Laptop problemlos rund um die aufgeschlagene Zeitung stellen. Leider aber muss auf die, wie bereits im Vorfeld der Formatumstellung immer wieder kritisch angemerkt, klassische Buchstruktur verzichtet werden. Gerade mal in zwei drei Teile kann die neue FR zerlegt werden: In Wirtschaft samt Sport und Politik samt Feuilleton sowie den Lokalteil "Rhein-Mein". Was die Titelseite angeht, so lässt sich über den monothematischen Aufmacher sicherlich streiten. Schwerwiegender erscheint mir allerdings, dass die Anriss- beziehungsweise Infoleiste unten auf der Seite platziert ist und so an Auffälligkeit einbüßt. Am oberen Rand findet sich zwar auch ein thematischer Hinweis, der im Gesamteindruck der Titelseite aber eher marginal und wenig kraftvoll wirkt. Daher wäre es meiner Meinung nach zu begrüßen, würde die Anrissleiste nach oben auf die Seite gezogen, um damit nicht zuletzt auch den Zeitungskopf insgesamt zu stärken, da auch die Schriftgröße des Titels "Frankfurter Rundschau" im Kontext der Seite noch etwas schmächtig erscheint.
Im inneren des Blattes ist es vor allem ein Problem, das sich nach dem ersten Durchblättern schnell auftut: das Platzproblem. Ein kleineres Format bedeutet konsequenterweise auch kleinere Seiten. Um den damit verbundenen Schwierigkeiten Herr werden zu können, gehen die Blattmacher mit den Artikeln häufig über zwei Seiten hinweg. Jedoch bei einseitig konzipierten Rubriken wie beispielsweise der Medienseite ist dieser Problemlösungsansatz nicht gegeben. Und so finden sich in der heutigen Ausgabe unter dem Schlagwort "Medien" lediglich zwei größere Artikel. Nicht nur wegen des Vergleiches mit der Konkurrenz SZ und FAZ bleibt zu hoffen, dass da noch Steigerungspotential nach oben vorhanden ist.
Trotz der kritischen Anmerkungen gefällt mir die neue Frankfurter Rundschau alles in allem doch recht gut, ja sogar sehr gut, sollte die ein oder andere kleine Schwäche noch ausgemertzt werden. Und wer weiß, vielleicht wechsele ich dann ja auch als Abonnent demnächst zum Tabloid-Format aus der Mainmetropole.
Zweitens: Sie lässt sich in drei Teile zerlegen. Du hast den Rhein-Main-Teil vergessen.
Einige der angesprochenen Aspekte waren mir auch aufgefallen. Und ich konnte bei mir feststellen: Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und so muss ich mich in den nächsten Wochen an die neue FR gewöhnen.
Die Erstausgabe im Tabloid-Format schien m.E. teilweise auf Halde produziert zu sein. Sprich einige Artikel waren von langer Hand vorbereitet. Dass dies der Aktualität keinen Abbruch tat, lag wohl daran, dass einerseits der G8-Gipfel bevorstand und sich andererseits thematisch vieles mit dem Tabloid-Format selbst beschäftigte.
Um nur ein, zwei Beispiele herauszugreifen. Die Forsa-Studie für Seite 1 war nicht erst seit dem Vortag bekannt. Der Teaser Zu Gast bei Gegnern war einer der einfallsreicheren in der Zeitungslandschaft. Den Artikel über die Sibirischen Schätze auf Seite 22/23 fand ich besonders gelungen und brauchbar recherchiert, wenngleich nicht brandaktuell. Enttäuschend fand ich auch wie von Richie bereits angesprochen, dass es nur eine Medienseite mit einem Artikel und einem Interview gab. Besagter Artikel auf Seite 49 war dabei so genial geschrieben und hielt mehr, als bereits ohnehin schon die Überschrift Information braucht Tiefe versprach. Da interessierte mich natürlich der Name des Autors. Und siehe da. Ein Gastbeitrag. Von keinem geringeren als Prof. Dr. Siegfried Weischenberg vom Institut für Journalistik und Kommunikationswissenschaft der Uni Hamburg.
Diese wenigen Beobachtungen legen bei mir den keineswegs verwerflichen Schluss nahe, dass die FR hier auch inhaltlich glänzen wollte. Das ist ihr somit auch gelungen. Ob es aber ab sofort jeden Tag einen solchen ausgezeichneten Gastbeitrag hinweg durch alle Zeitungsrubriken geben wird, wage ich mal leider stark zu bezweifeln. Sollte es wider Erwarten der Fall sein, neben dem Tabloid-Format noch ein Abonnement-Grund mehr! ;-)
P.S. Was für mich nichts desto trotz stark gewöhnungsbedürftig bleibt, ist der Bildumbruch über zwei Seiten.
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